Ines Maria Eckermann
- All things communication -

10 Fakten übers Lernen

10 Fakten über Lernen, Vergessen und Erinnern

„Der Verstand vergisst nur langsam etwas, wenn er lange dafür gebraucht hat, es zu lernen“, soll der Philosoph Seneca gesagt haben. Und moderne Forschungen geben ihm Recht: Wie wir lernen, entscheidet darüber, ob und wie lange wir es uns merken – und ob wir uns daran auch Jahre später noch erinnern.

Fakt 1 - Wir lernen auf verschiedenen Wegen

 

Wissenschaftler nehmen an, dass es im Wesentlichen vier verschiedene Weg gibt, auf denen wir lernen können: 

Auditives Lernen: Auditive Lerner merken sich Inhalte am besten, die sie hören – egal, ob sie sich die Inhalte selbst vorlesen, oder ob sie einen Podcast oder eine Vorlesung darüber hören.

Visuelles Lernen: Der visuelle Lerner behält am besten, was er sieht: Wenn er etwas liest, eine Grafik betrachtet oder eine Tabelle ansieht, bleibt es im Gedächtnis.

Haptischs Lernen: Als haptische Lerner bezeichnen Experten Menschen, die sich bevorzug merken, was sie anfassen und praktisch anwenden können. Ihr Gedächtnis liebt Bewegung.

Kommunikatives Lernen: Kommunikativen Lerner liegt das Lernen in der Gruppe. Wenn sie Wissen im Team erarbeiten und besprochen haben, behalten sie es sich. 

Die meisten Menschen gehören mehreren Lerntypen an, die bei ihnen mehr oder weniger stark ausgeprägt sind. Die Einteilung soll verdeutlichen, dass wir mit verschiedenen Sinnen lernen – und das können wir für uns nutzen. Mit einem Mix an verschiedenen Lernformen unterstützen wir unser Gehirn beim Lernen.

Fakt 2 – Wir können uns Dinge unterschiedlich gut merken

Die verschiedenen Sinne sind aber nicht nur wichtig, um die Lernmethoden zu finden, die am besten zu uns passen: Denn über welchen Sinn wir etwas gelernt haben, entscheidet darüber, wie lange wir es uns merken können. Wenn wir etwas selbst ausprobieren, behalten wir es mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit. Wenn wir es nach dem Lernen jemand anderem erklären, landet der Inhalt mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit in unserem Langzeitgedächtnis. Dass wir uns etwas merken, das wir gesehen und zugleich gehört haben, etwas in einem Video oder auf einer Theaterbühne, ist nur zu 50 Prozent wahrscheinlich. Wenn wir dieselben Inhalte allerding nur sehen, ist es zu 70 Prozent wahrscheinlich, dass wir sie vergessen – und zu 80 Prozent, wenn wir es nur hören. Beim Lernen kommt es also auf die Mischung an.

Fakt 3 – Wir merken uns Dinge ein Leben lang – oder gar nicht

Das Fassungsvermögen unseres Kurzzeitgedächtnisses ist sehr begrenzt. Experten glauben, dass wir uns vier bis neun Dinge für etwa 20 bis 30 Sekunden merken können. Das ist auch der Grund, warum das Spiel „Ich packe meinen Koffer“ eine echte Herausforderung sein kann. Schon seit 1885 beschreibt die Vergessenskurve, in welch rasantem Tempo wir frisch Gelerntes wieder vergessen: Damit unser Gehirn von all den Eindrücken des Alltags nicht völlig überfüllt ist, lagern die meisten Informationen für Sekundenbruchteile im sogenannten Ultrakurzzeitgedächtnis – und verpuffen dort. Nach etwa einer Stunde ist bereits ungefähr die Hälfte des Gelernten wieder vergessen, nach einem Tag Zweidrittel und nach einer Woche rund sind 75 bis 80 Prozent verschwunden. Was nicht vom Vergessen weggewischt wird, bleibt meist für den Rest unseres Lebens bei uns.

Fakt 4 – Erwachsene lernen anderes als Kinder

Als Erwachsene lernen wir anders als in unserer Schulzeit. Als Kinder lernen wir vor allem durch ausprobieren, durch Trial-and-Error. Mit den Jahren probieren wir weniger und denken dafür mehr theoretisch über ein Problem und dessen Lösung nach, statt gleich zur Tat zu schreiten. Wir nutzen unsere Erfahrungen und unser gesammeltes Wissen und setzen es in neue Zusammenhänge. Das Lernen wird also weder leichter noch schwerer, es wird einfach nur anders. Jedoch ist das Lernern jenseits des Schulalters dadurch leichter, dass wir uns als Erwachsene unsere Lerngebiete meist selbst auswählen dürfen und längst eine ganze Reihe von Methoden und Strategien gefunden haben, die uns beim Lernen unterstützen.

Fakt 5 – Vergessen geht schnell

Seit 1885 erinnern sich Lernforscher nur ungern an sie: Die Vergessenskurve. Sie beschreibt, in welch rasantem Tempo wir frisch Gelerntes wieder vergessen: Damit unser Gehirn von all den Eindrücken des Alltags nicht völlig überfüllt ist, lagern die meisten Informationen für Sekundenbruchteile im sogenannten Ultrakurzzeitgedächtnis – und verpuffen dort. Nach etwa einer Stunde ist bereits ungefähr die Hälfte des Gelernten wieder vergessen, nach einem Tag Zweidrittel und nach einer Woche rund sind 75 bis 80 Prozent verschwunden. Was nicht vom Vergessen weggewischt wird, bleibt meist für den Rest unseres Lebens bei uns.

Fakt 6 – Tests und Leistungsabfragen helfen uns beim Erinnern

Während Schüler und Studierende meist glauben, dass das Pauken von Inhalten der beste Weg ist, sich langfristig an die Inhalte zu erinnern, deutet die Wissenschaft in eine andere Richtung: Vor allem durch die Abfrage des Gelernten verbessert sich unsere Fähigkeit, Gedächtnisinhalte abzurufen. Da wir uns Neues schließlich nicht einfach nur merken, sondern in der entsprechenden Situation auch abrufen wollen, können Test und Prüfungen hilfreich sein. Wer weiß, dass am Ende des Lernens eine Prüfung steht, erinnert sich meist sehr viel länger an das Gelernte.

Fakt 7 – Wir können unser Gedächtnis trainieren

Es gibt Menschen, die haben das Gefühl, ein schlechtes Gedächtnis zu haben. Doch meist stimmt das gar nicht: Es gibt keine guten oder schlechten Gedächtnisse – nur trainierte und untrainierte. Ein vermeintlich schlechtes Gedächtnis muss also kein Schicksal sein. Wir können unserem Gedächtnis mit Notizen auf die Sprünge helfen. Denn meist verbirgt sich hinter einem schlechten Gedächtnis nur eine Schwierigkeit mit dem spontanen Abrufen von gespeicherten Gedächtnisinhalten. Meist kann ein sogenanntes mentales Bild helfen: Wenn Sie regelmäßig Ihren Schlüssel suchen, merken Sie sich die Umgebung, wenn Sie den Schlüssel ablegen. Wenn Sie sich aktiv merken: „Ich habe den Schlüssel neben meinen Geldbeutel auf den Schuhschrank gelegt“, haben Sie einen Kontext geschaffen, den sich Ihr Gehirn deutlich besser merken kann als eine einfache, unverbundene Information. Auf dieselbe Weise funktionieren die meisten Erinnerungstechniken, die uns nahelegen, eine Geschichte um eher unverbundene Informationen wie Zahlenreihen oder Folgen von Gegenständen zu gestalten.

Fakt 8 – Eselsbrücken helfen

Wann war noch gleich der Geburtstag der neuen Kollegin? In welchem Jahr wurde Rom gegründet und wie heißt nochmal die neue Freundin des Cousins? Manchmal greifen wir ins Leere, wenn wir eine Erinnerung abrufen wollen. Psychologen zufolge liegt das daran, dass sich das menschliche Gehirn nicht gut aus dem Stegreif an etwas erinnern kann. Das gilt vor allem für vergleichsweise willkürliche Daten wie Kalenderdaten, Städte- oder Nachnamen. Um sicher einen Gedächtnisinhalt abrufen zu können, brauchen wir etwas Hilfe: Stichwörter, Bilder oder Eselsbrücken helfen uns dabei, etwas so abzuspeichern, dass wir es auch wiederfinden.

Fakt 9 – Vernetztes Lernen hält am längsten

Wenn wir uns mit einem Thema schon ein bisschen auskennen, können wir uns weitere Informationen dazu besser merken. Unser Gehirn liebt Zusammenhänge. Ähnlich wie bei Eselsbrücken heften sich die neuen Gedanken an die bereits vorhandenen und vervollständigen das Bild. Wenn uns ein Thema begeistert, lernen wir leichter und können uns lange an das Gelernte erinnern. Fußballfans können oft Details von Spielen abrufen, die Jahrzehnte zurück liegen und Astronomiefreunde kennen alle Monde des Jupiters beim Namen – weil es in ihrem Gehirn bereits einen Ort für zusätzliche Informationen zu diesem Spezialgebiet gibt. 

Fakt 10 – Wiederholung ist wichtig

Unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier. Nur wenn Informationen regelmäßig aufgefrischt und ergänzt werden, bleiben sie dauerhaft in unserem Gedächtnis. Wissen, dass wir uns schnell für eine Klausur in den Kopf schaffen, bleibt dort meist nicht lang. Nur wenn wir mit dem Thema immer wieder zu tun haben, kann sich das Wissen verfestigen und verstetigen. Wer beispielsweise vor 20 Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs für die Führerscheinprüfung gemacht hat, erinnert sich vielleicht noch gerade an die stabile Seitenlage. Der Rest ist jedoch meist nicht mehr ohne Weiteres abrufbar. Deshalb empfehlen Gedächtnisforscher, wichtiges Wissen regelmäßig aufzufrischen.

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